Im September 2006 schockierte eine Schreckensmeldung jeden Kulturinteressierten: Der Plan der Landesregierung Baden-Württembergs, einen Teil der wertvollen Handschriftensammlung der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe zu verkaufen, um damit einen Vergleich mit dem Adelshaus Baden zu finanzieren, stieß auf blankes Entsetzen.
Nicht nur badische Gemüter, Handschriftenexperten oder Kenner der mittelalterlichen Buchkunst erregten sich über den "Handschriftenstreit", der sich zu einem "badischen Kulturgüterstreit" entwickelte. Vielmehr sprach sich eine breite Öffentlichkeit für den Verbleib der Handschriften in Karlsruhe aus. Die Sammlung ist ein historisch gewachsenes Ensemble von Weltrang. Sie ging aus der ehemals Großherzoglichen Hof- und Landesbibliothek in Karlsruhe nach dem Thronverzicht des letzten Großherzogs Friedrich II. von Baden 1918 in den Besitz der Republik Baden und in die Obhut der Badischen Landesbibliothek über.
Das Buch "Die Handschriftensammlung der Badischen Landesbibliothek - Bedrohtes Kulturerbe?" gibt einen Überblick über den Bestand dieser mittelalterlichen Kunstwerke. In sachkundigen Beiträgen schaffen es die Autoren, in anschaulicher Sprache den komplizierten Werdegang dieser Sammlung darzustellen. Dr. Ute Obhof, die Leiterin der Abteilung Sammlungen der Badischen Landesbibliothek, gibt einen fundierten Überblick über Bestand und Geschichte dieses Kulturguts. Dr. Peter Michael Ehrle, Direktor der Badischen Landesbibliothek, zeichnet die Ereignisse der vergangenen turbulenten Wochen nach. Eingebettet ist die Geschichte des Handschriftenbestandes in eine "kleine Geschichte des Hauses Baden" von Annette Borchardt-Wenzel. Der Rechtshistoriker Dr. Winfried Klein betrachtet eingehend die komplizierten Eigentumsfragen. In einem abschließenden Kapitel stellt der Journalist Michael Hübl den größeren kulturpolitischen Zusammenhang her. Setzt eine neue Politikergeneration auch in der Kulturpolitik neue Maßstäbe?
Das Buch ist prächtig illustriert mit zahlreichen Beispielen von einzigartigen Handschriften.
Noch ist der Kulturgüterstreit nicht ausgestanden, bis heute ist noch nicht geklärt, wie es mit den Handschriften oder der Finanzierung des Schlosses Salem weitergeht. Das Buch soll zur Diskussion und inhaltlichen Weiterentwicklung der offenen Fragen beitragen.
0
az 5-ből
0 értékelés alapján