Ich will es Ihnen erklären: Vor einem Jahr erfüllte ich mir einen lang gehegten Wunsch und fuhr mit der Bahn nach Petersburg. Ich teilte das Abteil mit einer frisch frisierten Russin, ihrem Mann und einem Deutschen namens Hofmann. Die Russen sahen in uns ein Paar, und Hofmann, als Übersetzer ihrer Fragen und meiner Antworten, ließ sie wohl in diesem Glauben. Ich weiß nicht, was er ihnen noch alles erzählt hat. Sie lachten unentwegt, und die Frau tätschelte meine Wange [...]
Am zweiten Abend, bereits in Litauen, lud mich Hofmann plötzlich in den Speisewagen ein [...]
Ich erwachte mit höllischen Kopfschmerzen. Die Sonne schien grell, der Zug stand, eine Station namens Pskow. Hofmanns Bett war abgezogen, die Matratze zusammengerollt. Niemand wollte oder konnte sagen, wo er geblieben war [...] Mir war elend. Und so blieb es, selbst als ich diese Mappe, die nun vor Ihnen liegt, hinter meiner Handtasche entdeckte [...]
Bei allem, was wir einander erzählten, sprach Hofmann auch von täglichen Aufzeichnungen, die er von Petersburg nach Deutschland geschickt habe. Beim Schreiben – er sagte nicht, an wen – habe er sich mehr und mehr der Neigung hingegeben, die Erfindung anstelle der Recherche zu setzen. Denn für ihn, so Hofmann, sei etwas Ausgedachtes nicht weniger wirklich als ein Unfall auf der Straße [...]
"Und?", werden Sie fragen. "Was geht mich das an?" Als Sie so offenherzig über Ihre Pläne sprachen, kam mir der Gedanke, dass jemand wie Sie dafür sorgen sollte, die Mappe zu publizieren. Überarbeitet ergibt sie bestimmt eine recht kurzweilige Unterhaltung. Und wenn Hofmann noch lebt, wird er sich melden. Eine andere Möglichkeit, ihn wiederzufinden, sehe ich für mich nicht [...]
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