Der Tod und das Sterben werden in der Gegenwartsliteratur noch tabuisiert, obwohl sie in den Nachrichten tagtäglich heimisch sind. Es sind eben zwei verschiedene Dinge - anonyme Todesfälle zu melden oder zu zeigen, oder für das Dahinscheiden enger Angehöriger die richtigen Worte zu finden. Die slowakische Schriftstellerin Etela Farka?ová empfand die Notwendigkeit, den Prozess des Abschiednehmens von der Mutter literarisch zu gestalten, wobei sie in der Tradition von Simone de Beauvoir, Annie Ernaux und Helene Cixous steht. Das vorliegende Buch beschreibt eindrucksvoll die Herausforderungen und die Vielfalt an Emotionen, die ein Leben nahe dem Tod mit sich bringen. Es ist aus der Perspektive einer Tochter erzählt, die ihre todkranke Mutter pflegt und dabei versucht, deren Leben zu verstehen. Sie erahnt dabei, trotz aller Vertrautheit mit der Mutter, dass es weiße Flecken in ihrer Lebensgeschichte gibt. Etela Farka?ová lotet mit ihrem einfühlsamen Werk daher nicht nur die ambivalente Gefühlswelt Ihrer Protagonistin aus, sondern sie wirft ebenfalls die Frage auf, inwiefern ein Mensch den Anderen, seinen Nächsten, wirklich kennen und verstehen kann. Das Abschiednehmen von sterbenden Angehörigen spiegelt somit den Versuch wider, einen Kern oder einen Teil der Liebsten, die von uns gehen, festzuhalten und ihn über den Tod hinweg in uns zu bewahren.
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